Zufälle sind nicht gleich Zufälle, und weil schon Kurt Schwitters wusste, dass wenn eine Tür zufällt, dies für die besagte Türe ein durchaus aktiver, also bewußt herbeigeführter Tathergang sein kann, so sind auch bei ästhetischen (im vorliegenden Fall) musikalischen Zufällen oftmals mehr Kräfte am werkeln, als es selbst den Beteiligten klar sein mag.Doch auch bei aleatorisch-zufälligen Würfelwürfen gilt die alte Würfelpokerregel: Nicht alle Würfe zählen.
Umso schöner, dass nun mit der Splitt-LP/CD von „da pöschl & the ghosts“ und „pcn“ (alias Christian Nothaft) nicht nur das äusserst sympathische Splitt-Format wieder reaktiviert wird, sondern sich auch die beiden Acts (bzw. Seiten im Falle der Vinyl-Version) zwar voneinander unterscheiden, jedoch nicht ohne „the other“ (als komisches/unheimliches „Eigenes“) auskommen.
Denn sowohl „da pöschl & the ghosts“ (was im digitalen Transfer wie durch Geisterhand zu „da pöschl – half ghosts“ wird) wie auch „pcn“ sind leidenschaftliche Bastler in Sachen verschmitztes Zusammenmischen“.
Kurz: Musik wie Mobiles, die sich immer wieder selbst ausbalancieren, ohne jedoch jemals ein Gleichgewicht (von was auch immer) erreichen zu wollen.
Wobei „pcn“ mit so tollen Titeln wie „Mighbouth (Lowknedge)“ zwar schon auch eine gewisse Art knisternd-verspulter Schrottplatz-Elektronik vorlegt, diese sich bei genauerem Hinhören dann aber doch eher als Elektronik für die Welt als Schrottplatz herausstellt. Auch die anderen „pcn“—Tracks triggern gleichsam ein imaginäres Found Footage-Kino im Kopf an.
Ähnlich „filmisch“ geht es bei „da pöschl & the (half) ghosts“ zu. „Don_t Stop The Music“ flirtet zwar mit Marvin Gaye’s „Sexual Healing“, verirrt sich dabei jedoch in eine graue Milchglashimmel-Landschaft wo dann bei „No Night Touch“ zwielichtig im Kreisverkehr Pirouetten gedreht werden.
Andererseits erinnern Tracks wie „Beneathe The Surface“ und „Absynth“ durchaus an so, als hätte John Carpenter nächtliche „Der Kommissar“-Szenen vertont.
Und wie Zufälle so spielen: Dies ist ist Moment genau die Musik zur Zeit wie sie nun mal ist, aber auch eine Musik für und aus einer (noch) anderen Zeit. das mag nach viel auf den Schultern klingen, aber das meistern „da pösch & the (half) ghosts“ und „pcn“ locker mit links.
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Quelle: Didi Neidhart | Echokammer