Vor kurzem ist das achte Studioalbum „Vulnerability“ des renommierten Schweizer Künstler Pablo Nouvelle erschienen. Seit der Veröffentlichung seines Debütalbums im Jahr 2012 hat er eine beeindruckende Karriere hingelegt und wird weltweit gefeiert. Im Interview gibt er uns Einblicke zu seinem neuen Longplayer.
Wie bist du zu deinem Künstlersynonym Pablo Nouvelle gekommen?
Pablo Nouvelle: „Der Name Pablo verfolgt mich seit ich ein Kind bin. Es ist im weitesten Sinne eine Abwandlung von meinem bürgerlichen Namen Fabio. Nouvelle ist einerseits eine Hommage an die Nouvelle Vague Filme von Regisseuren wie Jean-Luc Godard und andererseits ein Verweis auf meine gescheiterte Karriere als Architekt (aus mir wurde kein zweiter Jean Nouvel).“
„Vulnerability“ heißt dein neues Album. Wie ist es entstanden und was für eine Bedeutung steckt hinter dem Titel?
Pablo Nouvelle: „Unser ganzes Leben lang werden wir darauf trainiert, stark zu sein, Karriere zu machen, wettbewerbsfähig zu sein, um jeden Preis zu gewinnen und keine Schwäche zu zeigen. Aber wenn wir uns unserer Verletzlichkeit bewusst werden, sie als Teil von uns zulassen und sie sogar mit anderen teilen, dann können wir Trost finden. Darum ist Vulnerability so wichtig. Es ist eine ability. Wie das Album entstanden ist: Zum ersten Mal fühlt es sich weniger wie ein Album als eine Playlist aus einzelnen Songs an. Es ist ein Best of der Dancemusic der letzten zwei Jahre, und obwohl sich alles unter dem Dach der elektronischen Musik zusammenfassen lässt, ist die Bandbreite sehr groß. Es gibt schwer verdauliche Songs mit Tiefgang wie den Titeltrack Vulnerability, aber auch Wohlfühlsongs auf einem slapy House-Beat wie You Make My Days Better oder Lovesongs & Sextapes. Und dann ist da noch Lights On. Das Kuckuckskind. Ein Song, den ich einfach zu sehr liebe, um ihn nicht auf das Album zu nehmen, auch wenn er von einem ganz anderen Planeten kommt.“
Es sind bereits im Laufe des Jahres neun Tracks aus dem Album als Singles veröffentlicht worden. Welcher Track aus deinem Album ist dein Favorite?
Pablo Nouvelle: „Vulnerability ist der Titelsong und für mich persönlich das wichtigste Lied des Albums. Im Gegensatz zu den meisten meiner Produktionen hat sich dieses Stück über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt. Ich habe einen Freund bei einem Unfall in den Bergen verloren, und irgendwie war die Entwicklung dieses rauen und gewalttätigen Instrumentals ein Teil meines Trauerprozesses. Später stieß ich auf ein Interview, in dem die Sängerin Anaiis mit der Schauspielerin Déborah Lukumuena über psychische Gesundheit und über den Begriff der „schwarzen Exzellenz“ unterhielten. Darin wird beschrieben, dass man als farbige Frau besonders stark sein muss, als Antwort auf die Marginalisierung durch offen gelebten und strukturellen Sexismus und Rassismus, und wie dieses Beyonce-ähnliche Bild der harten schwarzen Superfrau den Druck auf den Einzelnen weiter erhöht. Ich fand es bemerkenswert, dass derselbe Mechanismus auch in einem anderen Kontext existiert und dass er auch auf die altmodische Männlichkeit zutrifft, die wir gerade erst ablegen, wo das Zeigen von Emotionen immer noch als unangemessen angesehen wird. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass ich den Sexismus und Rassismus, den diese Frauen erfahren haben, keinesfalls mit den Problemen weißer Männer gleichsetzen möchte, und ich möchte Anaiis und Déborah Lukumuena dafür danken, dass ich ihre Zitate verwenden durfte.“
Wie würdest du deinen musikalischen Stil beschreiben?
Pablo Nouvelle: „Das fällt mir immer schwer. Auch weil ich mir erlaube von Album zu Album in ganz unterschiedliche Genres abzutauchen. Das geht von Trip-Hop zu Electronic zu electronic Folk bis zu Soul & Pop.“
Wie würdest du dein neues Album mit einem Satz beschreiben?
Pablo Nouvelle: „Lass uns zusammen auf dem Dancefloor weinen.“
Quelle: Berlinièros