John Norman im Interview: Techno als Lebensaufgabe

Der kanadische Technoproduzent John Norman ist umtriebig wie kein zweiter. Während er mit seinen Produktionen und Remixen in den Plattentaschen der großen Akteure der internationalen Szene landet, auf Labels wie KMS und thoughtless released und für Herbst bereits eine Europatour plant, nimmt sich John Norman auch die Zeit für ein eigenes Label. Mit UNT Records hat der Kanadier nun eine eigene Spielweise für frische und talentierte Artists aus dem Technoumfeld. Wir sprachen mit John Norman

John Norman

Wie kam es dazu, dass du von einem 24/7-DJ und Producer jetzt auch noch Kopf eines Labels geworden bist?

Ich hatte eh das Ziel, bis Ende 2015 mein eigenes Label zu gründen und als UNT Records zum Verkauf stand, habe ich zugeschlagen. Vorher habe ich viel recherchiert, sowohl bei alten als auch bei neueren Labels, um zu sehen, was bei denen funktioniert und was nicht. Die Gründung eines Labels war für mich der logische nächste Schritt. Als DJ gründe ich sozusagen ja auch immer neue Sounds, also wollte ich anderen DJs die Auswahl bieten, indem ich einen eigenen Musik-Katalog gründe.

Wie hast du neue Künstler für dein Label gefunden?

Man kann über unsere Label-Mailadresse Demos einsenden. Dann gehe ich auch auf Festivals, um Künstler zu sehen und eine persönliche Bindung zu ihnen aufzubauen. Ich suche eher nach Künstlern für eine längere Karriere und nicht für nur ein oder zwei Tracks.

Was muss ein Artist/DJ mitbringen, um bei deinem Label unter Vertrag genommen zu werden?

Sie sollten erfolgshungrig sein und einen gesunden Antrieb haben und nicht nur darauf bauen, was ich ihnen bieten kann. Enthusiasmus und Professionalität. Und natürlich einen guten Track.

Wieviel Zeit verbringst du mit dem Hören von neuen Demos im Durchschnitt?

Ich persönlich investiere schon einige Zeit ins Reinhören. Mein A&R Team hört alles vor und filtert potenzielle Kandidaten raus, die ich mir dann anhöre. Sie geben mir ihre Empfehlungen, aber auch den Rest, und ich versuche auch alles zu hören, aber so kann ich Prioritäten setzen. Ich behalte das Meiste auch – kann ja sein, dass es zur Zeit nicht der Sound ist aber in 6 Monaten schon. Mein Label soll einen bestimmten Sound haben: Wenn ich es nicht spielen würde, nehm ich es auch nicht unter Vertrag. Das heisst nicht, dass ein Track, den wir nicht signen, schlecht ist, er passt nur nicht zum Label.

Was hat UNT Records für dich reizvoll gemacht?

Bei UNT hatte ich eine meiner ersten Veröffentlichungen. Ausserdem ist der ehemalige Labelchef Jozef Mihalnik (Lekno) einer meiner besten Freunde geworden. Bei UNT hatte ich als junger, aufstrebender Producer zum ersten Mal die Möglichkeit Kontakt zu internationalen Künstlern aufzunehmen und mein Netzwerk auszubauen. Ich hoffe, ich kann dies nun auch anderen neuen Künstlern bieten.

Wenn du mit einem Fingerschnipp etwas in der Musikindustrie ändern könntest, was wäre das?

Schwer zu sagen. Wahrscheinlich die Art & Weise, wie Künstler für Ihre Musik bezahlt werden – quasi eine Vereinfachung der Lizenzabrechnung, so dass Musiker für ihre Arbeit fair bezahlt werden, ohne hinter ihrem Geld her rennen zu müssen.

Was magst du an der Labelarbeit am Liebsten, abgesehen von deiner DJ Karriere?

Musik zu hören, bevor irgendwer anderes es kann. Quasi ein Promo Pool, aber nur für Einen! Du bekommst die Gelegenheit, der Welt einen neuen Song oder Künstler vorzustellen und kannst dann die Begeisterung für den neuen Sound beobachten.

Welche Pläne hast du mit dem Label? Und welchen Schwerpunkt?

Jeder DJ und Producer hat seinen eigenen Sound. Ich hätte gern Musik auf meinem Label, die meiner Musik ähnelt, so dass das Label einen bestimmten Sound bekommt. Wenn man dann zum Beispiel John Norman spielen hört, soll man sofort denken: „UNT“! Ausserdem möchte ich Events und Bühnen auf Festivals haben, um den Sound in die Welt zu tragen und UNT zu einer globalen Marke zu machen!

Im Netz findet ihr John Norman unter:

Quelle: Lars Kämmerer // Satzbrand