© FangSheng Chou

Melancholy Rave LP von Ben Haviour

Auf Melancholy Rave, dem Debüt Album des in Weimar lebenden Produzenten Ben Haviour, trifft analoge Nostalgie auf digitale Raffinesse. Er schafft darauf einen Spannungsbogen aus eleganter cutting-edge Electronica und rohem Post Rock. Eine Mischung aus Melancholie und einem Gefühl von Aufbruch. Die LP überrascht mit Vielfalt und einer Handvoll persönlicher Abgründe. Quasi eine Selbst-Umarmung. Es ist ok wie du bist. Kämpf deinen Kampf und lass dich nicht beirren.

Ben über sein Debütalbum: „Mit Melancholy Rave lasse ich meiner Intuition freien Lauf. Ich schwelge in Erinnerungen und transportiere das evozierte Gefühl in Musik. Ich mache worauf ich Lust habe: Überraschungen. Überraschungen sind gut.“

Das Album beginnt mit „Infuse“, einem elektronischen Intro, das dich behutsam auf die kommende Reise einstimmt. Tiefe Basswellen bauen den Track langsam auf bis er in einem Synthesizer Gewitter gipfelt. Der Sound des Albums wird damit etabliert: analoge Nostalgie trifft auf digitale Raffinesse. Darauf folgt „The Youth“, eine Deep House Zeitmaschine, naiv und ein bisschen kompliziert. Rhythmische Stakkato-Synths treffen auf punkigen Acid House und epische Streicher-Arrangements. Der Titeltrack „Melancholy Rave“, auch in den Tiefen des Deep House verankert, ist eine Hymne in Moll, purer Rave. Eine hypnotisch tickende Hommage mit stampfendem Beat. „Modern Communication“ dagegen ist der hörbar gemachter Umgangston in politischen Facebook-Kommentarspalten. Harsche Bassfiguren kreisen umeinander und kämpfen um Aufmerksamkeit. „Would You?“ ist ein Statement in Electronica, ganz ohne Worte, nur Klang und Gefühl. Die Basis bildet ein Glitch-Drum-Programming das an „Nannou“ von Apex Twin erinnert. Eine zerstörte, brennende Bass-Line wird veredelt durch Markus Roms Gitarrenspiel. „Riding“ ist eine rauschende Tunnelfahrt. Die düstere Atmosphäre kommt durch die punchigen Dubstep Drums tanzbar und ravig daher. Ergänzt werden sie durch die hämmernden live gespielten Acoustic Drums von Simon Fischer. Die zahlreichen Schichten von Synthesizern schillern wie grelles Licht durch die Nebelwand und bringen den Staub in der Luft zum glitzern. Eine elegante Mischung aus digitaler Synthetik und rohem Post Rock. Die rauen, getragenen Vocals von Ben selbst eingesungen, kommen wie eine Mischung aus Dave Gahan und Brian Molko daher. In bewusst molligem Mood wird hier lyrisch mit unserer Wegwerf-Gesellschaft abgerechnet. Am Ende jeder Strophe eine Blue Note. „All Things Aligned“ ist experimentell und trotzdem gestochen scharf gestaltet. Hier trägt Ben Haviour einen musikalischen Dialog über eine missbräuchliche Beziehung mit sich aus, die er hinter sich gelassen hat. Eine cutting-edge Electronica Produktion mit choralen Vocal-Hooks und Hit-Charakter. Die Bridge bricht in ein Arpeggio-Solo einer Kalimba aus. „Solo Flight“ schließt das Album ab und entlässt uns mit einem Gefühl von Sehnsucht und Fernweh. Hier wird noch einmal die Grundstimmung des Albums verstärkt: Melancholie und ein Gefühl von Aufbruch.

Melancholy Rave LP by Ben Haviour

Label: Alien Allies
Release: 29.09.2023
Links: Apple Music // Amazon Music // Bandcamp
Tracks:

  1. Infuse (Original Mix) – Ben Haviour
  2. The Youth (Original Mix) – Ben Haviour
  3. Melancholy Rave (Original Mix) – Ben Haviour
  4. Modern Communication (Original Mix) – Ben Haviour
  5. Would You (Original Mix) – Ben Haviour
  6. Riding (Original Mix) – Ben Haviour
  7. All Thing Aligned (Original Mix) – Ben Haviour
  8. Solo Flight (Original Mix) – Ben Haviour

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Quelle: Ballyhoo Media