Am 30. Mai 2014 erwartet uns das neue Album Grippin’ World von Niko Schwind. „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“, schreibt Antoine de Saint-Exupéry in seinem modernen Märchen ‚Der kleine Prinz’, in dem sein Protagonist, auf der Suche nach Freundschaft und Menschlichkeit, die verschiedensten Welten bereist. Es handelt sich um ein Zitat, das auch für Niko Schwind zutreffend ist, denn der in Berlin lebende DJ und Produzent demonstriert immer wieder eine tiefgründige Liebe und enge Bindung zur House Musik. Als DJ reist er um die Welt, spielt in Europa, Australien, Thailand, Brasilien, den USA und Mexico, und schafft ein Gefühl der Gemeinschaft mit und zwischen Anderen. Auf Stil vor Talent präsentiert Niko Schwind mit seinem dritten Album nun die Früchte harter Arbeit: ‚Grippin’ World’ fesselt den Hörer mit Vielschichtigkeit und Kohärenz, und entführt ihn in eine Klangwelt elegant reduzierter Grooves, organischer Arrangements und eingängiger Vocal-Melodien.
‚Don’t Stop Your Love’ bietet den einladenden Einstieg mit fülligen Broken Beats und verträumten Akkorden, während die titelgebende Lyric dank Wiederholung zum Mantra mutiert. Mit ‚Perfect Fit’ folgt gleich der erste Höhepunkt, denn hier schaffen Heartbeats warme Stimme und ein Gitarren-Loop die perfekte musikalische Symbiose, untermalt von einer synthetisch knarzenden Bassline. Niko beweist feinfühligen Minimalismus mit geschmackvollem Popeinschlag. Kristallklare Claps und ein stotternder Rhythmus leiten daraufhin ‚You Can’t Stop Me’ ein und setzten die souligen R’n’B Vocals, erneut von Heartbeat gesungen, in Szene. ‚Four-Twenty’ überrascht als Hip Hop Track der alten Schule – hier dreht sich alles um gekonntes Sampling, verschrobene Instrumente und eine leicht paranoide Lead-Melodie; Elemente, die im Kontext des Titels definitiv ihre Bedeutung finden.
Danach zieht Niko auf ‚My Heart Is On Fire’, einer von zwei Kollaborationen mit der Australischen Sängerin Lil’ Magdalene, das Tempo an. Wir erfreuen uns an klassisch pumpendem Piano-House, der im Manchester der frühen Neunziger ebenso Platz gefunden hätte. ‚Saturday’ nickt, dank einer gesunden 303-Dosis, ebenfalls Richtung Old-School, verwandelt sich dann jedoch in einen groovigen Deep House Burner. Zeitlose Chords und soulige Vocal-Hooks geben hier, wie auch auf ‚Suffering feat. Sergi’, den Ton an. Tougher geht es auf dem Titel-Track ‚Grippin’ World’ zu: eine monströse Bassline umschlingt Lil’ Magdalenes betörende Stimme. Mit ‚Gimme All That You Got’ folgt ein weiteres Hip Hop Stück, das mit feel-good Piano-Roll und einer ordentlichen Prise Funk entzückt.
Daraufhin hypnotisiert uns ‚Beautiful Place’. Hier reitet ein ominöser Monolog über pulsierenden Dub-Akkorde und einer pressenden Bassline in Richtung Nirvana. Unterstützt von Serge Eréges wundervoller Stimme, bieten der relaxte Groove und die sonnigen Synth-Stabs von ‚Higher Love’ dann das Gegenstück – leichtfüßiger Tropen-House für den Dancefloor. Wie ‚Der kleine Prinz’ uns lehrt, muss jede Reise ein Ende finden. ‚Fantasia’ verabschiedet uns so mit nostalgischen Piano-Akkorden und zuckersüßen Synths. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ – dass die Musik eine emotionale Erweiterung des Herzens darstellt, bestätigt Niko Schwind zweifellos auf ‚Grippin’ World’.
Quelle: Patrice / SVT