Audio Invasion 2012 – Klassik, Pop und Elektronik vereint in Leipzig

Mit der Audio Invasion 2012 geht das Erfolgsrezept aus Klassik, Pop und Elektronik in seine nunmehr sechste Runde, was für eine Veranstaltungsreihe ein recht erwachsenes Alter ist. So mutet das Lineup auch – eines Erwachsenen würdig – wie eine Entdeckungsreise durch die deutsche und europäische Indie- und Elektronikszene an. Obschon von der Sache her „nur“ eine Abendveranstaltung, gewann die Audio Invasion über die letzten Jahre mehr und mehr Festivalcharakter. Dies mag sicherlich daran liegen, dass die Besucher auf eine atemlose musikalische Reise durch ebenso ungewöhnliche wie spannende Klangkombinationen geschickt werden. Das Gewandhaus zu Leipzig ist nicht nur Partner und Austragungsort dieses inzwischen international beachteten Events. Es ist wesentlicher Teil des Konzepts.

Und so startet die Audio Invasion auch in diesem Jahr wieder mit dem Gewandhausorchester, das zu Beginn mit Josef Suks „Fairy Tale“ Fantasy-Welten öffnet und im Anschluss mit den mitreißenden „Tänzen aus Galáta“ von Zoltán Kodály für rhythmusbetonten Drive im Großen Saal des Gewandhauses sorgen wird. Nicht minder temperamentvoll führt die Reise dann zu den drei weiteren Bühnen, wenn der Stab an die Performer aus der Indie- und Elektrofraktion übergeben wird.

Ein besonderes Highlight an diesem Abend ist der Auftritt von Sébastien Tellier. Der Pariser Vertreter des Nouvelle Chanson hatte seinen internationalen Durchbruch bereits 2001, als sein Song „Fantino“ es auf den Soundtrack zu Sophia Coppolas Film „Lost in Translation“ schaffte. Sein 2012er Album „My God is blue“ pendelt musikalisch zwischen mystisch-verträumt und beherzt, wobei die internationale Beachtung derart groß ist, dass seine Fans im Netz eigens eine L’Alliance Bleue ins Leben riefen.

Weniger blau, dafür zackig-fröhlich kommt der Brite mit dem ebenso sperrigen, wie witzigen Projektnamen Totally Enormous Extinct Dinosaurs daher. Inzwischen gehört Orlando Higginbottom, so der bürgerliche Name, zum internationalen Inventar der Dance-Szene und ist unter anderem gefragter Remixer für Mega-Acts wie Lady Gaga.

Ebenfalls von der Insel schwebt Gold Panda mit einer Mischung aus Minimal und House in Leipzig ein. Seit sein Debutalbum „Lucky Shiner“ im Herbst 2010 selbst in Amerika von NPR, dem öffentlich-rechtlichen Radio, als beste elektronische Musik bezeichnet wurde, ist auch er Dauergast an den Dancefloors dieser Welt und am 24.11. endlich auch im Gewandhaus zu Leipzig.

Doch die Audio Invasion wäre nicht dieses außergewöhnliche Ereignis, würde man nur auf elektronische Acts setzen. Den Kontrapunkt bilden Künstler wie Reptile Youth. Sie sind die Festival-Entdeckung des Jahres. Statt sich auf Plattenveröffentlichungen zu konzentrieren, haben die beiden Dänen die Zeichen der Zeit erkannt und erspielen sich mit ihrer Mischung aus Elektro und Punk eine veritable Fangemeinde allein durch Liveauftritte und Internetveröffentlichungen. Dabei weisen sie selbst die Verschubladung Elektropunk für ihre Musik kategorisch zurück.

Und mit genau dieser Frage nach der passenden Genrezuordnung hätte man sicherlich auch bei den Leipzigern TOY zu kämpfen, würden sie nicht gleich selbst von sich behaupten, sie seien eine „technoide Noise-Wuchtbrumme“. Was genau das ist, kann der geneigte Besucher dann selbst im Gewandhaus zu Leipzig erleben, wobei schon jetzt verraten sei, dass das alles live, ohne Synthies, ohne Samples und vor allem ohne Kompromisse daherkommen wird.

Sicherlich lässt sich auch Ellen Allien nicht gerne in eine Genreecke schieben, aber als wahre Heldin der deutschen Elektroszene und Betreiberin des Labels BPitch Control, kann man nur von einer Inkarnation des Elektro sprechen.

Auch in diesem Jahr ließe sich diese Liste außergewöhnlicher Künstler an außergewöhnlichem Ort noch lange fortsetzen, was dem Grundgedanken der Audio Invasion jedoch sicher etwas entgegen liefe, schließlich geht es vor allem darum, zu entdecken und zu erleben.

Unter audio-invasion.de besteht auch die Möglichkeit Tickets zu erwerben, was jedem geraten sei, der die Audio Invasion nicht verpassen möchte. Denn in den vergangenen Jahren war die Veranstaltung immer ausverkauft.

Audio Invasion 2012

Location: Gewandhaus // Leipzig
Datum: 24. November 2012
Einlass: 21 Uhr / Konzertbeginn: 22 Uhr

Großer Saal

  • Gewandhausorchester; Jiří Bělohlávek
    Josef Suk
    Suite “Pohádka” op. 16
    (Dt. Titel: “Ein Märchen”)
  • Zoltán Kodály
    Tänze aus Galánta
    (Originaltitel: Galántai Táncok)

Mendelssohn Saal

  • SEBASTIEN TELLIER (Record Makers / Paris)
  • TOTALLY ENORMOUS EXTINCT DINOSAURS (Polydor, Greco Roman / London)
  • REPTILE YOUTH (HFN / Copenhagen)
  • TOY! (Riotvan / Leipzig)
  • REZNIK (Keinemusik, Vice / Berlin)

Mendelssohn Foyer

  • ELLEN ALLIEN (Bpitch Control / Berlin)
  • GOLD PANDA *live (Ghostly International, K7! / London)
  • DEETRON (Circus Company / Bern)
  • DANIEL STEFANIK (Kann, Cocoon / Leipzig)
  • PHILIPP MATALLA (Distillery / Leipzig)

Hauptfoyer

  • RANGLEKLODS (A:larm Music / Copenhagen)
  • COMA *live (Kompakt, Firm / Cologne)
  • GOOD GUY MIKESH & FILBURT *live (Riotvan, Permanent Vacation / Leipzig)
  • WEBERMICHELSON (Leipzig)